Das Neumann M49v bei Echoschall testen und kaufen!
Das M49 ist eines der besten und relevantesten Kondensatormikrofone, die jemals entwickelt worden sind. Es ist untrennbar verwoben mit der Firmengeschichte der 1947 gegründeten Georg Neumann GmbH und hat zusammen mit den beiden anderen Röhren-Großmembranmodellen U47 und U67 den weltweit exzellenten Ruf des Herstellers begründet. Es ist deshalb ausdrücklich zu begrüßen, dass Neumann nach dem U67 auch das M49 wieder herausgebracht hat. Als autorisierter Neumann-Händler führen wir das M49v selbstverständlich in unserem Verkaufsprogramm und bieten Kaufinteressenten zudem die Möglichkeit an, die Neuauflage gegen Vintage-Exemplare aus unserem Verleihbestand zu testen. Den Verkaufspreis teilen wir gern auf Anfrage mit.
Das M49 - Entstehungsgeschichte einer Mikrofonlegende
Die Anfänge des M49 reichen zurück in die unmittelbare Nachkriegszeit ab 1945. In diesen Jahren gab es bei den neu gegründeten Rundfunkanstalten einen stetig wachsenden Bedarf an Mikrofonen sowie den Wunsch nach einem State-of-the-Art-Nachfolger für die noch immer im Einsatz befindlichen groß dimensionierten Flaschenmikrofone, allen voran Neumanns CMV3. Das neue Modell sollte kleiner sein, wobei man aus Kompatibilitätsgründen an der 4-Volt-Heizspannung der im CMV3 verwendeten RE084k Röhre festhalten wollte. Bei der Zentraltechnik des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) in Hamburg begann die Abteilung Akustik unter Führung von Herbert Großkopf mit der Entwicklung. Voraussetzung für eine signifikante Reduzierung der Mikrofongröße war die Entwicklung einer speziellen Miniaturröhre. Damit beauftragte man die Firma Hiller, die 1948 erste Prototypen der späteren MSC2 mit passender Heizspannung an den NWDR auslieferte.
Auch schaltungstechnisch ging man beim neuen Referenzmodell neue Wege und schuf erstmals ein Mikrofon, dessen Richtcharakteristik stufenlos fernsteuerbar war – ein revolutionäres Feature, das besonders bei Hörspielproduktionen eine völlig neue Flexibilität versprach. Ein weiteres wegweisendes Novum bei einem Kondensatormikrofon war der angeschrägte Mikrofonkorb zur Minimierung korbinterner Reflexionen. Bei der Kapselwahl setzte man dagegen auf die bewährte M7, die bereits seit Mitte der 1930er Jahre als Bajonettkapsel auf den CMV3a-Verstärkern im Einsatz war. Erstaunlicherweise weicht bei den NWDR-Kapseln das Lochmuster der Gegenelektrode von demjenigen der Neumann M7 ab.
Bereits im Frühjahr 1949 konnte Großkopf das Patent für das neue Mikrofon anmelden. Im November desselben Jahres war es schließlich serienreif. Das B-M49 (auf dem Foto links) konnte erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und die ersten Exemplare an die Rundfunkanstalten übergeben werden. Es war die einzige Neuentwicklung, die den damaligen Anforderungen des Rundfunks entsprach, da sowohl das kurz zuvor erschienene Neumann U47 als auch das Siemens SM20 von der geforderten 4-Volt-Heizspannung abwichen. Dieses Alleinstellungsmerkmal vom B-M49 führte zu einem Lieferengpass, da die Produktionsstätten des NWDR nicht für die Fertigung großer Serien ausgelegt waren und dort zudem zahlreiche weitere Entwicklungen parallel erledigt werden mussten. Deshalb beschlossen die Vertreter der Rundfunkanstalten im Sommer 1950 die Produktion an einen externen Hersteller auszulagern. Nach einem Auswahlverfahren wurde die Lizenz schließlich der Georg Neumann GmbH erteilt, die bereits Anfang März 1951 die ersten Serienexemplare des Mikrofons in überarbeitetem Design ausliefern konnte. Das nun M49 genannte Mikrofon (auf dem Foto mittig) wurde für Neumann ein großer Erfolg und sollte bis 1971 im Programm bleiben. Während dieser Zeit wurde es kontinuierlich weiterentwickelt. Die wichtigsten Veränderungen waren der Wechsel der Röhre von der Hiller MSC2 zur verbesserten Telefunken AC701 (1954), die Ablösung der M7-Kapsel durch die heute noch verwendete K49 (1958) und die Schaltungsvariante C, die ein niedrigeres Eigenrauschen auszeichnet und bis heute als die beste gilt (1964).
Zur Freude der Recording-Community brachte Neumann nach über 50 Jahren Pause das M49 im August 2022 wieder heraus. Da wegen der fehlenden Verfügbarkeit der AC701 eine alternative (und keineswegs schlechtere) Röhre eingebaut werden musste, bekam es die Modellbezeichnung M49v (auf dem Foto rechts). Das "v" steht für variabel und verweist auf die stufenlos einstellbare Richtcharakteristik.
Klangliche Eigenschaften von B-M49, M49 und M49v
Allen unterschiedlichen Versionen gemein ist ein runder und voller Bass, dessen Intensität sehr gut durch den Nahbesprechungseffekt kontrolliert werden kann. In den Höhen gibt es zwischen 6 und 8 kHz bei allen Modellvarianten eine Absenkung, die durch Reflexionen innerhalb des Mikrofonkorbes verursacht wird und insbesondere bei weiblichen Stimmen die Zischlaute wirkungsvoll abfedert. Eine breitbandige Anhebung bei 10 kHz sorgt wiederum für die bekannten seidigen Höhen des M49.
Hörbare klangliche Unterschiede gibt es in den oberen Mitten zwischen 2 und 6 kHz. Das B-M49 ist hier sehr zurückhaltend, es gibt bei Einstellung Niere sogar eine leichte Absenkung. Das M49 (mit M7-Kapsel) und das M49v haben hingegen eine breitbandige Anhebung, die beim M49v stärker ausfällt. Bei anderen Richtcharakteristiken sind die Unterschiede in diesem Frequenzspektrum noch ausgeprägter. Der Grund liegt in den Eigenschaften der verwendeten Kapseln. Die M7 ist in den oberen Mitten weitgehend linear, die K49 besitzt wegen ihres größeren Durchmessers und des kapseleigenen Schraubrings grundsätzlich eine Präsenzanhebung, die deswegen auch bei den K47/K49-Modellen U47 fet, M147 und M149 anzutreffen ist. Um eine optimale Vergleichbarkeit zu gewährleisten, kann man bei Echoschall das M49v gegen ein Vintage M49 mit K49-Kapsel testen.
Welche der M49-Varianten man bevorzugt, hängt letztlich vom Anwendungsbereich und wie so oft vom persönlichen Geschmack ab. Während das B-M49 sehr ausgewogen klingt und sich durch eine hohe Universalität empfiehlt, punktet das M49v mit einer hervorragenden Durchsetzungsfähigkeit in dichten Arrangements. Das Vintage M49 mit M7 liegt irgendwo dazwischen. Alle Varianten zeigen in Stellung Niere übrigens eine Supernierencharakteristik, die mit fallender Frequenz zum Bassbereich hin allmählich zur Kugel wird.
Weitere Infos zum M49 gibt es hier:
- Verleihseite NWDR B-M49
- Verleihseite Neumann M49
- Erste Präsentation NWDR B-M49
- Prospekt Neumann M49 (ca. 1952)
- Prospekt Neumann M49/M50 (1956)
- Prospekt Neumann M49b/M50b (1959)
- Prospekt Neumann M49c/M50c (1964)
- Katalog Neumann (1959)
- Katalog Neumann (1966)
- Preisliste Neumann (1952)
- Preisliste Neumann für Rundfunk (1956)
- Preisliste Neumann (1960)
- Preisliste Neumann (1966)